Orte: Türnitz und Waidhofen in Niederösterreich, Hinterstoder in Oberösterreich und Zell am See in Salzburg, Mitterndorf in der Steiermark, Wien; Melbourne in Australien; verschiedene Orte in Dänemark; Donauwörth und Wuppertal-Ronsdorf in Deutschland; verschiedene Orte in Jugoslawien; Roma (Rom) in Italien; Přimda (Pfraumberg) in Tschechien; Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2. Weltkrieg: Salzburg-Stadt in Salzburg, unbestimmbare Orte an der "Ostfront" u.a. Quellentypen: Aufzeichnungen in Buchform: 1 Poesiealbum, 1 Kochbuch, 1 Kalender; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Paarkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg): 229 Schreiben; 9 amtliche und geschäftliche Dokumente; Dokument zur Berufslaufbahn: 1 Arbeitsbestätigung; autobiografische Aufzeichnungen: Text (2 Fassungen, insgesamt 4 Seiten); 25 Fotografien; Weiteres: 23 Bezugsscheine bzw. Lebensmittelmarken, 1 Gedicht, 15 Briefmarken und Bildchen, 6 Handarbeitsstücke, 2 Broschüren, 2 Einladungen u.a. Zum Bestand: Schreiberin/Adressatin: Dr.in Gertrude F. (geb. K.), 1928-2017, geb. und gest. in Wien
Übergeberin: Dr.in Gertrude F., 2011
Dr.in Gertrude F. (geb. K.) wuchs im neu errichteten Gemeindebau Reumannhof in Wien V. auf. Sie war die einzige Tochter von Hilda K. (geb. H., 1898-1964) und Robert K. (1896-1981), der Vater war im Auktionshaus Dorotheum angestellt. 1952 bezog die Familie ein selbst gebautes Einfamilienhaus am Hütteldorfer Stadtrand. Gertrude F. promovierte im selben Jahr als Juristin und arbeitete mehrere Jahre ebenfalls im Dorotheum in Wien und in Salzburg, bis sie 1960 mit ihrem ehemaligen Schulkollegen Ing. Walter F. (1929-2007) eine Familie gründete und ihren Beruf aufgab. Das Paar und ihre drei Kinder lebten ihrerseits im Reumannhof und nach dem Tod der Eltern in deren Haus.
Der schriftliche Vorlass von Gertrude F. enthält einzelne Dokumente ihres Vaters Robert K. aus dem Ersten Weltkrieg und der unmittelbaren Nachkriegszeit, darunter zwei „Offene Befehle“, ein Liebesgedicht (Typoskritp), eine Schusterrechnung, eine Sammlung von 20 Bezugsscheinen für Lebensmittel und Haushaltswaren für verschiedene Mitglieder seiner Familie sowie drei Antragskarten für eine Emigration an die American Relief Administration. Aus 1919 ist weiters Robert Kleins Mitgliedskarte des „Zentralverband für Auswanderung Intellektueller“ vorhanden.
Robert Kleins Mutter Rosa K. war als jugendliche Hausangestellte vom ebenfalls jugendlichen Sohn des Hauses schwanger geworden. Die Familie des Vaters ihres Kindes unterstützte beide finanziell, u.a. kam sie für die Gymnasialbildung von Robert K. auf. 1938 wurde er aufgrund der rassistischen NS-Doktrin aus dem Dorotheum entlassen. Nach den Erzählungen seiner Tochter war in der Familie niemals zuvor darüber gesprochen worden, dass sein Vater jüdisch war. Sie hatten keinerlei Kontakt. Robert und Hilda K. wurden dienstverpflichtet, Hilda K. arbeitete u.a. in der Lampenschirmerzeugung. Der Vater von Robert K. und seine Ehefrau wurden im Holocaust ermordet. Ihre um 1920 geboren zwei Töchter gelang die Flucht in das Exil in Großbritannien. Beide wussten wiederum nichts von ihrem älteren Halbbruder, der Kontakt kam erst Ende des 20. Jahrhunderts über das familienbiografische Interesse des Sohnes von Gertrude F. zu Stande.
Der Korrespondenzbestand von Gertrude F. liegt im Umfang von 225 jeweils an sie adressiert Schreiben vor. 60 Schreiben der Eltern K. an die Tochter von März 1941 bis August 1958 wurden zum Großteil (52 Schreiben) von der Mutter verfasst („viele viele Bussi von Deiner Mutti“), der Vater hat meistens mitunterschrieben („viele Bussi Dein Papa“).
Die Feldpostkorrespondenz mit Rudolf (genannt Dolferl) O. (April 1942 bis Juni 1944) besteht aus 90 Briefen, die der junge Soldat aus Salzburg und von verschiedenen Orten an der Ostfront an Gertrude F. geschrieben hat. Rudolf O. kam aus Linz, der Briefkontakt war über die Schule von Gertrude F. organisiert worden, die beiden haben sich einmal in Wien getroffen. Rudolf O. wurde als Soldat getötet.
Aus der Kriegs- und Nachkriegszeit sind weitere 61 Schreiben von Freundinnen und Bekannten an Gertrude K. bzw. an ihre Familie erhalten, u.a. 11 Schreiben von Margarethe (genannt Hasi) E. (Juli 1943 bis August 1950), 12 Schreiben von Erika S. (August 1944 bis September 1945), 6 Schreiben von Inge R. (Jänner 1952 bis Dezember 1956) aus der Emigration in Melbourne oder 9 Schreiben von Gerd T., einer Urlaubsbekanntschaft aus Wuppertal in Deutschland (Oktober 1955 bis April 1956) („zum Schluß ein langer Kuß Gerd“).
Gertrude F.‘ späterer Ehemann Walter (genannt Fidi) F. war Techniker. Er gehörte zur Clique von Gertrude F., die sich durch das Freizeitengagement von Lehrerinnen und Lehrer während der Gymnasiums-Zeit gebildet hatte. Ihrem Bericht zufolge wurden innerhalb dieser Gruppe 7 Ehen geschlossen, 8 Frauen sind noch immer zu regelmäßigen Treffen verabredet. Aus ihrer eigenen Paarkorrespondenz sind drei Briefe von 1955 und 1956 erhalten.
Aus den späten 1940er Jahren ist ein handgeschriebenes „Kochbuch für Frau Dr K.“ (96 Seiten) vorhanden, das Anna F. für sie zusammengestellt hat. Anna F. war die Wirtschafterin der Großtante von Gertrude F.. Eingelegt sind ein Zeitungsausschnitt mit weiteren Rezepten sowie ein Brief von Anna F. von November 1941, der ebenfalls Rezepte enthält. Die Broschüre „Für die Hausfrau. Ueber 200 praktische Ratschläge“ ist nicht datiert, das Buch „Pfleg‘ dich Schön. Taschenbuch der Schönheitspflege“ von 1953 trägt eine Widmung von Freundin Hasi.
Weitere Dokumente sind u.a. eine Abonnement-Karte des Burgtheaters (1949 und 1950), eine Bestätigung des Wiener Dorotheums über Gertrude F.‘ Dienstverhältnis (September 1953), Unterlagen einer Wiener Fahrschule für sie und ihren Verlobten (1953 und 1954), zwei Ball-Einladungen (1953 und 1958), die Menükarte aus einem Speisewagen sowie ein Schülerkalender von 1947/48, den Gertrude F.‘ Sohn 1975/76 datiert, aber nicht weiterverwendet hat. Schließlich sind noch einzelne Handarbeitsgegenstände vorhanden, die u.a von Gertrude F. und ihrer Tochter im Handarbeitsunterricht angefertigt wurden.
Ihre Erinnerungen an die Zeit von 1945 bis 1955 hat Gertrude F. anlässlich eines Schulprojekts ihres Enkels in dem zweiseitigen autobiografischen Text „Kurzer Bericht aus den Nachkriegsjahren aus meiner Sicht“ zusammengefasst.
Die 25 übergebenen Fotografien sind hauptsächlich Porträtaufnahmen von Frauen, etwa der Schwiegermutter von Gertrude F., sowie Schnappschüsse, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgenommen wurden. Die meisten Bilder stammen aus verschiedenen Verlassenschaften aus Gertrude F.‘ Umfeld und können keinen Personen zugeordnet werden.
Aus dem Nachlass von ihrer Jugendfreundin Rosa K. ist ihr Poesiealbum (Weihnachten 1930 bis Februar 1952) erhalten. Der darin enthaltene Eintrag von “Gerti K.“ ist mit 8. Jänner 1947 datiert. |