Orte: Wien Quellentypen: Forschungsunterlagen: 919 Karteikarten; Publikation: 1 Buch Zum Bestand: Schreiberin: Dr.in Elisabeth F.
Übergeberin: Dr.in Elisabeth F., 2014
Dr.in Elisabeth F. ist Pharmazeutin im Ruhestand und hat ein Studium der Geschichte an der Universität Wien belegt. 2007 hat sie im Berliner Verlag Logos das Buch „Wie die Pharmazie ein Frauenberuf wurde. Materialien zu den in Wien ausgebildeten und berufstätigen Pharmazeutinnen mit Schwerpunkt von 1905 bis 1945“ veröffentlicht. Die Forschungsdaten, die sie als Grundlage für ihre Publikation gesammelt hat, das Manuskript sowie ein Exemplar des Buches hat sie 2014 der Sammlung Frauennachlässe übergeben.
Die Sammlung besteht aus 919 einzelnen Blättern, auf denen Elisabeth F. handschriftlich Informationen über die Inskriptionen aller Studierender festgehalten hat, die von 1938 bis 1945 an der Universität Wien im Fach Pharmazie inskribiert waren. Die Daten hat sie aus dem Inskriptionsscheinen (den „Nationale“) sowie den Sponsionsprotokollen entnommen, die jeweils im Archiv der Universität Wien aufbewahrt werden. 559 der Blätter dokumentieren die Daten von Studentinnen, 360 Blätter jene von Studenten.
Verzeichnet hat sie dabei die Lebensdaten (u.a. Geburtsdaten und Religionszugehörigkeit) der einzelnen Personen. Angaben zur Inskription, dem jeweiligen Verlauf des Studiums und zum Abschluss sind in Stichworten festgehalten. Als Schreibunterlagen nützte Elisabeth F. die Rückseiten von Erlagscheinen.
Die Blätter sind dabei in verschiedenen Kategorien gebündelt, die nach Geschlecht, Zeit des Studienbeginns und -endes sowie die Religionszugehörigkeit geordnet sind. Den Bündeln ist jeweils ein Blatt mit einer Bezeichnung der jeweiligen Gruppe sowie den Angaben über die Anzahl und die Zusammensetzung der Studierenden beigelegt. Die Benennungen umfassen u.a. „mosaische Studentinnen“, „Studienabbrecherinnen 1938“ oder „Ausländer 1939-44“.
Auf der Grundlage dieser Daten hat Elisabeth F. ein Personenverzeichnis der Pharmaziestudentinnen erstellt. Dieses Verzeichnis enthält Informationen zu 1.787 Frauen, die seit dem Wintersemester 1937/38 und bis zum Sommersemester 1945 der Universität Wien Pharmazie studiert haben. In der umfassenden Dokumentation sind unter Angabe der jeweiligen Quellen folgende Daten erfasst: Geburtsdaten, Staatsbürgerinnenschaften, inskribierte Semester, „Abgangszeugnisse“, das „Absolutorium“, die „Sponsion“, die „Aspirantenprüfung Tirozinium“, „Anstellung seit/als“ sowie die Todesdaten der einzelnen Akteurinnen.
In der Publikation von 2007 (183 Seiten) stellte Elisabeth F. auf der Grundlage dieser breiten Informatioen dar, wie „Frauen in der Pharmazie von der Ausnahme zur Alltäglichkeit wurden“ (S. 5). Ihr Fazit wird folgendermaßen eingeleitet: „In der Pharmazie-Geschichte lässt sich die große Weltgeschichte im Kleinen darstellen. Sie zeigt aber auch eine Besonderheit: Nach dem 2. Weltkrieg kehrten viele Männer nicht in die Apotheken zurück, hier wurden die Frauen nicht von den aus dem Krieg heimkehrenden Männern wieder an den Herd zurück gedrängt, sondern sie behielten ihre Stellung, vermutlich, weil mehr Männer als Frauen als illegale Nationalsozialisten zumindest vorübergehend zur Berufsausübung in Apotheken nicht zugelassen waren und in die Pharmazeutische Industrie oder in den Großhandel gingen und dann in den während der Zeit des ‚Wirtschaftswunders‘ lukrativeren Berufen blieben. Frauen blieben in den Apotheken, weil sie die Möglichkeit schätzten, in der Apotheke neben Haushalt und Familie Teilzeit zu arbeiten und so neben dem Beruf auch die traditionelle Frauenrolle auszufüllen“ (S 119). |