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Orte: Wien; Merryfield und London in Großbritannien, Brünn (Brno) in Mähren/Tschechien u.a. Quellentypen: Korrespondenz (Familienkorrespondenzen, Korrespondenzen aus der Emigration): 111 Schreiben; 10 Fotografien Zum Bestand: Schreiberin: Dr.in Susanne C. (geb. C. Edle von Rechtensee); geb. 1901 in Brünn (Brno) in Mähren, Todesdaten unbekannt
Übergeberin: Helene G. (Nachbarin der Schwester von Susanne C.), 2021
Dr.in Susanne C. (geb. C. Edle von Rechtensee) ist als jüngste von drei Schwestern gemeinsam mit Ilse K. (geb. C. Edle von Rechtensee, geb. 1898) und Dr.in Edith C.-Rechtensee (1899-1994) in großbürgerlichen Verhältnissen in Brünn aufgewachsen. Ihre Eltern Hedwig C. (Edle von) Rechtensee (geb. K, 1868-1950) und Karl C. (Edler von) Rechtensee (geb. C., 1869-1956) kamen jeweils aus Beamt:innenfamilien. Karl C.-Rechtensee war k.k. Postkonzipist und später als Beamter bei den Österreichischen Bundesbahnen beschäftigt, wovon 1 „Ausweis für Staatsbedienstete im Ruhestand“ aus 1938 vorliegt. Er trug den Amtstitel eines „Wirklicher Hofrats“, der Adelstitel war seinem Vater 1899 verliehen worden. Die Familie lebte in einer Wohnung in der Brünner Parkstraße.
Aus Susanne C. Kindheit sind einzelne Fotografien und Gegenstände erhalten, die dem Nachlass ihrer Schwester Edith C.-Rechtensee (NL 303 I) zugeordnet sind. Neben (zumeist nicht klar zuordenbaren) Portraitbildern und einer Fotografie ihres „Mädchenzimmers“ ist das u.a. ein Federkasten aus Holz mit Schreibutensilien, der sowohl mit „Edith C. von Rechtensee. Lyzeum“ als auch mit „Susanne von C.. Gym.“ beschriftet ist.
Nach dem Ersten Weltkrieg übersiedelte die Familie nach Wien, wo sie im dritten Bezirk Landstraße lebten.
Aus den 1920er-Jahren sind 8 Portraitbilder erhalten, die entsprechend ihrer Beschriftungen Susanne C. zeigen. Weitere Bilder (in Nachlass von Edith C.-Rechtensee), u.a. anlässlich einer Konfirmation im Jahr 1917 könnten wiederum von jeder der drei Schwestern sein.
Nach dem Studium an der Universität Wien ging Susanne C. nach London, wo sie in einem Büro arbeitete. Von 1932 bis 1935 studierte und lebte auch ihre Schwester Edith C.-Rechtensee hier. Von ihrer gemeinsamen Reise 1934 nach New Yorik in den USA ist 1 Brief an die Eltern erhalten, den Susanne C. im Juli 1934 „On board“ der „R.M.S. ‚Majestic‘“ geschrieben hat.
Von Susanne C.‘ Korrespondenz aus London an die Eltern in Wien liegen 44 maschingeschriebene Briefe von Juli 1933 bis Dezember 1934 und aus März 1951 vor. Sie berichtete darin über ihr Leben in Großbritannien, die Arbeit im „Office“, Besuche, Veranstaltungen wie Gesandtschaftsbälle und Ausstellungen sowie von gemeinsamen Ausflügen mit der Schwester: „Gestern hatten wir eine unerwartete Sonntagsfreude: ein Bekannter, der ein Auto hat und meine leidenschaftliche Vorliebe fuers Fahren kennt, rief am fruehen Nachmittag an und schlug einen Autoausflug vor. Wer war entzueckter davon als wir zwei? So fuhren wir zu dritt, Dissi, der ‚Herrenfahrer‘ und ich in die englische Landschaft hinaus, gluecklich, dass der gelbe Londoner Nebel sich gehoben hatte und wir so den Sonntag genießen konnten“ (9. April 1934).
Politische Themen wie die Ereignisse im Frühjahr 1934 in Wien und deren Rezeption in London wurden ebenfalls besprochen: „Oesterreich steht im Mittelpunkt des Interesses hier, und als Oesterreicher wird man von den englischen Bekannten immer wieder gefragt: ‚Was wird nun los sein mit Ihrem Land?‘“ (12. Februar 1934). Zudem schilderte Susanne C. etwa die Näharbeiten für ihre Garderobe: „Gestern aber wurde das Kleid begonnen: ganz wie meines, dem ‚Patentschnitt‘ nach gearbeitet, mit den schoenen Aermeln von Hendra. Um 1/2 12 h vormittags begann ich mit dem Zuschneiden (frueher kam ich nicht dazu, anderer Arbeiten wegen.) Um 1/2 8 h abends war das Kleidl roh fertig! Fein, gelt? Ja, eine gute Naehmaschine!!“ (12. März 1934).
Edith C.-Rechtensee lebte und arbeitete ab 1935 in China, ab 1948 wieder in Wien, wo sie als Dolmetscherin im Bundeskanzleramt beschäftigt war. Susanne C. heiratete 1943 Frank C., der einen Sohn namens Francis hatte. Sie lebten in einem Haus mit Garten in Merryfield, zwei Fotografien aus den 1950er- und 1960er Jahren zeigen wahrscheinlich das Paar.
Aus der Korrespondenz der Schwestern sind 66 Schreiben erhalten. Drei davon hatte Susanne C. zwischen Juni 1935 und Jänner 1957 an Edith C.-Rechtensee geschrieben, den Großteil zwischen April 1973 und Februar 1984. Die Briefe sind vorwiegend in Englischer Sprache verfasst und meist an „Dissy darling“ adressiert. Neben der Planung von Besuchen, ihrer Arbeit und der Freizeitgestaltung sowie Ereignissen in der Familie und im Bekanntenkreis berichtete Susanne C. insbesondere auch über die ökonomische Situation in London und ihre Gartenarbeiten: „I do so like my homegrown garden stuff, it tastes much better – quite apart from the advantages of cutting down on the shopping bills. But even that part of it is becoming quite effective, with the rapidly and steeply rising food prices; so I take care of my vegetable garden to the best of my (feeble) capacity“ (17. April 1973).
Edith C.-Rechtensees hat die Briefe ihrer Schwester in einer großformatigen Mappe aufbewahrt, die ebenfalls Teil des Nachlasses von Susanne C. ist.
Kleidungsstücke aus dem Familiennachlass wurden dem Bezirksmuseum Wien-Landstraße übergeben. |