Archivgut Nachlass

Isolde H. NL 221

August 1927 bis April 1930, März 1934

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: August 1927 bis April 1930, März 1934
Sprache: Deutsch
Beschreibung:

Orte: Forstern, Linz und Steyr in Oberösterreich, Wien u.a.

Quellentypen: Tagebuch (Jugendtagebuch): 1 Band (Abschrift)

Zum Bestand: Schreiberin: Isolde H.; geb. 1914 in Forstern in Oberösterreich, gest. 2006 in Wien

Übergeberin: Sonja H.-S. (Tochter von Isolde H.), 2015



Die Familie von Isolde H. kam aus Wien. Ihre Mutter Tilly (Clotilde Helene) H. (geb. L., 1881-1966) war mit ihrer jüngeren Schwester Paula H. (geb. L., 1883-1964) in einer Magistratsbeantemfamilie aufgewachsen. Ihr Vater Hans H. (1883-1914) war Prokurist. Er starb im November 1914 an den Verletzungen, die er sich kurz nach ihrer Geburt im Hochsommer 1914 bei Kampfhandlungen bei Grodek in Galizien zugezogen hatte. Tilly H. zog daraufhin mit dem Säugling zu ihrer Schwester Paula H. in ein Forsthaus in Forstern in der Gemeinde Pöndorf in Oberösterreich. Paula H. lebte hier getrennt von ihrem Ehemann - inzwischen gemeinsam mit ihrer beider Mutter Elise (Elisabeth) Lauretis (gest. 1925), die nach dem Tod ihres Ehemannes Julius L. (1848-1906) bereits hierher gezogen war. Julius L. war aus Ungarn gebürtig und Obertierarzt beim Veterinär-Amt der Stadt Wien gewesen, die Familie hatte in der Schulgasse gewohnt.

Eine Einkommensquelle der drei Frauen war die Pension von Elise Lauretis. Nach ihrem Tod waren ihre Töchter Tilly H. und Paula H. gezwungen, für ihren Lebensunterhalt u.a. selbst hergestellte Handarbeiten zu verkaufen, aber auch Möbelstücke und Schmuck. Paula H. führten den Haushalt und verrichtete dabei auch harte körperliche Arbeit wie Holzhacken.

Die damals 11jährige Isolde H. stand unter der Vormudtschaft von einem Cousin ihrer Mutter und wurde jetzt in Heimen oder Internaten untergebracht, die Sommerferien, sie verbrachte sie jeweils bei ihrer Mutter und Tante in Forstern. Ab August 1927 ist ein Tagebuch von ihr erhalten. Die bis April 1930 geführten Aufzeichnungen liegen als Abschrift in der Sammlung Frauennachlässe vor. Von dem letzten Eintrag ist auch eine Kopie der originalen Handschrift enthalten.

In ihrem Tagebuch gab Isolde H. an, eine "Offizierswaise" zu sein, 13 Jahre alt, und gerne im Erziehungsheim in Wien. Zu der Zeit lebte sie in einem Heim in der Hartäckerstraße im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling und besuchte die "Kreindlschule". Im Anschluss war das Mädchen in einem "Kriegskinderheim" im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring untergebracht, ab März 1928 dann im Heim im Schloss Wilhelminenberg, das sie im Tagebuch als "mein Märchenland" bezeichnete. In der Zeit erkrankte Isolde H. auch an Diphtherie. Ab Herbst 1928 lebte sie im St. Anna Waisenhaus in Steyer in Oberösterreich. Weil sie ihr Tagebuch dorthin nicht mitnehmen durfte, sind die Berichte aus dieser Zeit nachträgliche Zusammenfassungen. Zwischen September und November 1929 waren ihre Stationen eine St.-Ursula-Schule in Linz, ab Dezember schließlich ein Katholisches Waisenhaus in Linz.

Isolde Herzigs Tagebuchaufzeichnungen handeln u.a. von Beziehungen zu Mitschülerinnen oder Schwärmereien für Erzieherinnen, dem (zeitweise auch als konfliktgeladen geschilderten) Verhältnis zu ihrer Mutter sowie den literarischen Ambitionen der jungendlichen Schreiberin.

Zusätzlich liegt die Abschrift eines Aufsatzes über den Fluss Enns vor, den sie im März 1934 verfasst hat.



Die Tagebuchabschrift wurde von Isolde Herzigs Ziehtochter Sonja H.-S. (1940-2024) übergeben. Von ihr sind autobiografische Texte Teil der Bestände der Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen. Beschrieben werden darin u.a. auch biografischen Stationen von ihren Vorfahrinnen Isolde H., Tilly H., Paula H. und Elise L.. Die Schilderungen sind teilweise durch einzelne Fotografien erweitert. Isolde H. hat als Sozialarbeiterin und Säuglingspflegerin gearbeitet. Ab 1935 hat sie Mädchen in Pflege genommen bzw. adopiert. Die später insgesamt sieben Kinder lebten alle gemeinsam im Forsthaus in Forstern bei Tilly H. und Paula H., später dann mit Isolde H. in Wien. Sonja H.-S. war die dritte Tochter, die auf diese Weise zur Familie gekommen ist. Sie war als Waise und Geflüchtete im Februar 1945 mit einem Kindertransport von Glogau (Głog
ów) in Schlesien nach Linz und dann in ein Kinderheim in Bad Ischl gekommen.

Anmerkung:
Aus Datenschutzgründen werden in diesem Online-Verzeichnis alle Nachnamen abgekürzt angegeben. Die mit den Übergeber/innen der Bestände jeweils vertraglich vereinbarte Verwendung der Namen ist bei der Recherche vor Ort abzuklären.
Gesamten Bestand von Sammlung Frauennachlässe anzeigen

Standort

Sammlung Frauennachlässe
c/o Institut für Geschichte, Universität Wien

Universitätsring 1
1010 Wien
Telefon: +43 (0)1 4277 408 12
Öffnungszeiten
Die Bestände können nach Vorlage des Forschungsvorhabens an vereinbarten Terminen eingesehen werden. Ausführliche Informationen dazu finden Sie auf der Website https://sfn.univie.ac.at unter Benutzung + Recherche.
Benutzungszeiten, für die ein Termin vereinbart werden kann, sind Mi & Do 11.00 - 17.00 Uhr bzw. auf Anfrage (per Mail oder telefonisch).
Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

Ich stimme der Nutzung von Google Maps zu.