Orte: Wien; Brünn (Brno) in Böhmen; Brod (Bosanski), Doboj, Jablanica, Konjic, Mostar, Sarajewo (Sarajevo), Tuzla und verschiedene Orte in Bosnien-Herzegowina, Triest (Trieste) in Italien, Pest (Budapest) in Ungarn Quellentypen: Korrespondenz (Paarkorrespondenz, Familienkorrespondenz, Feldpost aus dem 19. Jahrhundert): 46 Schreiben Zum Bestand: Schreiberin/Adressatin: Hedwig H.; persönliche Daten unbekannt
Schreiber: Dr. Jean H.; persönliche Daten unbekannt
Übergeberin: Mag.a Elisabeth W. (Bekannte der Familie S.), 2004
Hedwig und Dr. Jean H. lebten vermutlich in Wien. Er war k.k.-Oberarzt, 1878 und 1879 nahm er als Angehöriger des „45. Infanterie Regiments VII. Brigade IV Truppen Divsion“ an der Okkupation Bosnien-Herzegowinas teil. Weitere Informationen zu ihren Lebensläufen sind bisher nicht bekannt, einzelnes lässt sich aber aus ihrer vorliegenden Korrespondenz ableiten.
Entsprechend dürfte Jean H. für das Studium nach Wien gekommen sein. Zumindest bedankte er sich in dem frühesten erhaltenen Brief von Dezember 1869 bei seinen Eltern für ein „Kistchen mit Eßwaren“ – „denn schließlich muß man hier in Wien die Dinge doch ziemlich theuer bezahlen und vom Schinken abgesehen, ist eigentlich eine gute Butter u Käse hier gar nicht zu bekommen.“ Der Datumsangabe wurde die Information „im 8ten Semester“ angefügt. Im September 1872 trat er seinen Dienst in einer Kaserne in Pest an, von wo er wiederum den Eltern einen ausführlichen Bericht gesendet hat.
Im Sommer 1878 heirateten Jean und Hedwig H., ihre „Flitterwochen“ führten sie nach Brünn in Böhmen. Am 14. August erreichte Jean H. hier in „der lieblichen Idylle“ der „allerhöchste Befehl zur Mobilisierung“, wie er es seinem Schwiegervater gegenüber brieflich schilderte.
Von der Korrespondenz mit Hedwig H. sind 47 Briefe sowie einzelne lose Briefteile erhalten, die Jean H. zwischen August 1878 und März 1879 von seinem Fronteinsatz an sie geschrieben hat. In den regelmäßig verfassten Briefen schilderte der junge Mann detailliert seine Erlebnisse, Begebenheiten und die Stationen der Truppenbewegungen. Die Anreden und Grußformeln für die Ehefrau sind dabei liebevoll u.a. „Mein innigst geliebtes süßes Weibika!“ „Grüße mir Deine und meine lieben Eltern vielmals herzlich. Gott schütze Dich und tröste Dich, es umarmt und küßt Sich tausend Mal im Geiste Dein Jean.“ Mit der Feldpost sandte er zudem Geldbeträge an sie, was auch schriftlich besprochen wurde.
Hedwig Hornys Seite der Korrespondenz ist nicht erhalten. Auf der Rückseite von einem der frühesten Briefe von Jean H. scheint sie aber mit Bleistift einen hastigen Entwurf für eine Antwort verfasst zu haben: „Liebstes Manni! Daß ich bis jetz meine Briefe alle so eilig geschrieben geschah nur des Ursache um Dich von den Geld zu benachrichtigen da Du in jeden Brief um dasselbe batest“. Durch einen einzelnen Kuvertbrief aus September 1878 lässt sich (mit der hier angegebenen Adresse) zudem ihr Aufenthalt in der Sommerfrische in Obersdorf in Schlesien nachvollziehen.
Aus März 1881 ist schließlich ein einzelnes loses Gratulationsschreiben erhalten. Die Korrespondenzen von Hedwig und Jean H. sind als Teil des Nachlasses der Familie S. (SFN NL 70) an die Sammlung Frauennachlässe übergeben worden. Die Verbindung zwischen den beiden Familien ist bislang offen. |